Von Anfang an ans Ende denken: Wie modulare Bauweisen den Lebenszyklus von Gebäuden neu definieren
Im Blog „Kreislaufwirtschaft im Bauwesen – funktioniert das?“ haben wir uns mit den Prinzipien des zirkulären Bauens beschäftigt. In diesem Beitrag gehen wir einen Schritt weiter:
Wir fragen uns, wie mit modularen Gebäuden, flexibler Nutzung und einem geplanten Rückbau bauen noch nachhaltiger werden kann.
Dabei schauen wir nicht nur auf den Holzbau, sondern auch auf die Potenziale von Beton- und Stahlkonstruktionen.
Und wir wollen wissen: Welche Rolle spielen wir Bauingenieur:innen dabei?
Nachhaltigkeit beginnt mit dem Entwurf
Bewusstes Bauen zeigt sich nicht erst beim Rückbau – es beginnt mit der Planung. Ob ein Gebäude am Ende rückgebaut oder abgerissen wird, entscheidet sich ganz zu Beginn:
→ mit der Wahl der Materialien,
→ der Art des Tragwerks,
→ und im modularen Aufbau.
Modulbauweise: Bauen mit System
Im letzten Plangespräch mit Patrick Suter, CEO von Erne Holzbau ([Link]), wurde es deutlich:
„Wir denken Gebäude als Systeme und arbeiten mit Holz- oder Hybrid-Modulen. Module lassen sich ersetzen, erweitern oder an einem neuen Ort wiederverwenden.“
Die Vorteile liegen auf der Hand:
Vorfertigen heisst «schnellere» Bauzeit
Flexible Nutzung bedeutet, das Gebäude wächst mit den Bedürfnissen
Rückbaufähigkeit schont Ressourcen, weil die Module an einem anderen Ort wieder eingesetzt werden können.
Geht das auch mit Beton?
Ja – modulares Bauen ist auch mit Betonkonstruktionen möglich. Und weil Beton im Schweizer Bauwesen der zentrale Baustoff ist, nimmt das Interesse zu. Es gibt bereits Ansätze, die funktionieren:
Vorgefertigte Betonzellen
Z. B. für Hotels, Schulen oder Wohnheime – inklusive Sanitärinstallationen, als komplette Einheiten geliefert und montiert.
Hybridbauweisen (Beton + Holz/Stahl)
Treppenhäuser, Decken oder Sockelgeschosse aus Beton, kombiniert mit leichteren Materialien sind funktionell.
Temporäre Bauten und Aufstockungen
Elementdecken und -wände können später wieder demontiert werden.
Nachhaltigkeit im Fokus, auch bei Beton?
Auch im Betonbau entscheidet die Planung, ob ein Modul am Ende wiederverwendet oder recycelt werden kann.
Gerade deshalb kommt es darauf an, wie wir mit Beton umgehen. Denn auch hier tut sich viel in Sachen Nachhaltigkeit. Recyclingbeton ist heute in vielen Varianten erhältlich – auch für anspruchsvolle Projekte. Mit Anbietern aus der Region zusammenarbeiten senkt den CO2-Fussabdruck, weil die Transportwege kürzer sind. Wenn wir darauf achten, dass sich Betonbauteile sortenrein trennen lassen, sind sie auch wiederverwendbar.
Ausblick: Beton im Kreislauf denken
Im nächsten Beitrag beleuchten wir, wie Recyclingbeton und CO₂-arme Rezepturen die Baupraxis von morgen verändern.