Kreislaufwirtschaft im Bauwesen - Funktioniert das?

06. 03. 2025

Ende Februar haben wir die Herausforderungen und Chancen nachhaltigen Bauens beleuchtet. Dazu gab es spannende Reaktionen – eine davon besonders direkt:

Die Bauindustrie ist so träge - es bewegt sich ja doch nichts.

Mag sein. Kontinuität ist per se nichts Schlechtes. Doch wir sind überzeugt: Die Bauindustrie kann nachhaltige Praktiken umsetzen – und tut es bereits.

Ein Ansatz ist die Kreislaufwirtschaft. Hier bewegt sich sehr viel und sehr viel Spannendes.

Was heisst eigentlich "Kreislaufwirtschaft"?

Die Kreislaufwirtschaft sorgt dafür, dass Materialien in geschlossenen Kreisläufen bleiben und damit Abfälle minimiert werden. Im Ingenieurbau bedeutet das, "zirkuläre Baukonzepte" voranzutreiben.

Zirkuläre Baukonzepte? Was ist das?

Zirkuläre Baukonzepte verfolgen das Ziel, Materialien und Bauteile möglichst lange im Nutzungskreislauf zu halten. Das heisst also: Wir planen Gebäude so, dass ihre Bestandteile wiederverwendet, recycelt oder leicht umgebaut werden können.

Innovationsgebäude der Empa und Eawag in Dübendorf

Es gibt drei Prinzipien

  1. Design for Disassembly (DfD)

    Gebäude werden so konstruiert, dass sie später einfach zerlegt werden können. Bauteile wie Fassaden, Fenster oder Stahlträger lassen sich demontieren und in neuen Projekten wiederverwenden.

  2. Urban Mining

    Städte und bestehende Bauwerke werden als Rohstofflager betrachtet. Materialien aus alten Gebäuden – wie Beton, Ziegel oder Holz – werden aufbereitet und in neuen Bauprojekten eingesetzt.

  3. Modulares Bauen

    Statt starrer Strukturen werden flexible Module genutzt. Gebäude können so leichter erweitert, umgestaltet oder abgebaut werden. Das reduziert Bauabfälle und spart Ressourcen.

Die Kreislaufwirtschaft im Bauwesen erfordert ein Umdenken.

Wie funktioniert das in der Praxis?

Wir kennen mittlerweile umweltfreundliche Materialien im Ingenieurbau. Recyclingbeton, Holz-Hybrid-Konstruktionen und CO₂-reduzierter Zement zählen dazu. Doch die Forschung geht weiter. In der Schweiz werden neue Materialien und Technologien entwickelt, um die Kreislaufwirtschaft im Bauwesen weiter voranzutreiben.

A) Biobasierte Verbundwerkstoffe 

Der Einsatz von Naturfasern wie Flachs in Kombination mit Harzen ermöglicht die Herstellung leichter und stabiler Baustoffe. Ein Beispiel ist die Smart Circular Bridge, bei der Flachsfasern verwendet wurden.

B) Neue Recyclingtechnologien 

Mit speziellen Verfahren können Baustoffe zurückgewonnen und wiederverwendet werden. Hier gibt es neben dem Reyclingbeton weitere  bewährte Beispiele:

C) Digitale Planungstools 

Mithilfe von Building Information Modeling (BIM) lässt sich der gesamte Lebenszyklus eines Gebäudes simulieren. Das hilft, Ressourcen effizient zu planen und den Materialeinsatz zu optimieren.

Und funktioniert das denn auch? Ja - es gibt bereits Pioniergebäude in der Schweiz und auch in der Region Basel. Weitere dürften folgen. Die Links findet ihr ganz am Schluss.

Was denkt ihr?

Die Kreislaufwirtschaft im Bauwesen erfordert ein Umdenken. Wir sollten neue Wege gehen, statt uns immer auf dieselben Materialien zu verlassen. Und wir sollten die Neugierde und den Mut haben, in neue Richtungen zu denken, auch wenn sie anfangs ungewohnt erscheinen.

Nachhaltiges Bauen ist möglich. Dank dem Einsatz von umweltfreundlichen Materialien, mehr Forschung und zirkulärer Konzepte. Schweizer Vorzeigeprojekte wie die unten beschriebenen beweisen: Kreislaufwirtschaft funktioniert in der Praxis – und sieht gut aus!

Nachhaltiges Bauen ist möglich?!

Spannende Projekte in der Schweiz

  1. Re-Use-Projekte in Basel: Der Kanton Basel fördert die Kreislaufwirtschaft im Bauwesen durch Projekte, die den Wiederverwendungsansatz (Re-Use) verfolgen. Ein Beispiel ist der Übergang vom Rückbauprojekt Parking Lysbüschel zum Neubauprojekt Walkeweg, bei dem Bauteile aus dem alten Parkhaus für neue Wohnbauten genutzt wurden. Weitere Informationen dazu Nemausus-Effekt dank zeichenhaftem ReUse am Walkeweg.

  2. Naturbad Riehen: Dieses Freibad setzt auf biologische Wasseraufbereitung ohne chemische Zusätze. Die Anlage wurde mit natürlichen Materialien gestaltet, und das Wasser wird durch Pflanzen und Mikroorganismen gereinigt. Dieses Projekt zeigt, wie natürliche Kreisläufe in Bauprojekte integriert werden können, um Ressourcen zu schonen und Abfälle zu minimieren. Website des Naturbads Riehen.

  3. Kehrichtheizkraftwerk Hagenholz in Zürich: Diese moderne KVA gewinnt Energie aus Abfall. Durch die Verbrennung von Abfall wird thermische Energie erzeugt, die für Fernwärme und Stromproduktion genutzt wird. Die Anlage wurde um eine Einrichtung zur Metallrückgewinnung erweitert: Wertvolle Metalle aus der Asche werden zurückgewonnen und dem Materialkreislauf wieder zugeführt. Webseite der KVA Hagenholz

  4. NEST – Innovationsgebäude der Empa und Eawag: Das NEST (Next Evolution in Sustainable Building Technologies) in Dübendorf ist ein modulares Forschungs- und Innovationsgebäude, das als Plattform für zukunftsweisende Bau- und Energietechnologien dient. Durch seine modulare Bauweise können einzelne Gebäudeteile (sogenannte Units) flexibel ausgetauscht oder angepasst werden, was eine längere Nutzungsdauer der Materialien ermöglicht und den Ressourcenverbrauch reduziert. Website von NEST.

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