Plangespräche mit Daniel Keller
Im Aargau decken Wasserkraftwerke 60% des Energiebedarfs, wobei das binationale Kraftwerk Ryburg-Schwörstadt (KRS) hervorsticht. Projektleiter Daniel Keller betont die Bedeutung des KRS für die Stromproduktion und dessen Rolle als Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit.
Wasserkraft läuft im Kanton Aargau: Die Produktion der Wasserkraftwerke deckt rund 60 Prozent des Verbrauchs an elektrischer Energie.
Das Kraftwerk Ryburg-Schwörstadt (KRS) ist eines davon und hat einen ganz besonderen Charakter: Es ist binational. Drei der insgesamt vier Maschinen stehen auf deutschem Boden, eine Maschine befindet sich in der Schweiz. Daniel Keller ist als Projektleiter beim Energiedienst tätig und kümmert sich hauptsächlich um Projekte im KRS.
Daniel Keller, welche Bedeutung hat das KRS für die Stromproduktion am Rhein?
Daniel Keller: Der Hochrhein zwischen Bodensee und Basel hat auf seiner Länge von rund 150 Kilometern ein Gefälle von 150 Metern. Insgesamt elf Staustufen nutzen dieses günstige Gefälle und produzieren umweltfreundlich Strom. Das Kraftwerk Ryburg-Schwörstadt liegt zwischen den beiden Rheinkraftwerken Säckingen und Rheinfelden und ist auf Grund des grössten Gefälles aller Kraftwerke am Hochrhein auch das Leistungsstärkste.
Das KRS ist ausserdem ein Pionier in Sachen Nachhaltigkeit. Zusätzlich zu einer Fischtreppe besitzt das Kraftwerk auch ein 1,4 km langes Umgehungsgewässer für Fische.
Wasserkraft deckt heute mehr als zwei Drittel des elektrischen Energieverbrauchs im Kanton Aargau. Wäre es denn möglich, das verbleibende Drittel ebenfalls durch Wasserkraft zu speisen?
Die Frage liegt auf der Hand, die Antwort ist aber komplex. Zwei Faktoren sind bei der Stromproduktion aus Wasserkraft entscheidend: Erstens ist die produzierte Leistung abhängig von der zur Verfügung stehenden Wassermenge und zweitens von der jeweiligen Fallhöhe, also der Höhendifferenz zwischen Ober- und Unterwasserspiegel. Wenn der Fluss mehr Wasser führt, als über die verfügbaren Turbinen verarbeitet werden kann, muss dieses über die Wehröffnungen des Stauwehrs abgeführt werden.
Es ist nicht möglich, am Rhein mehr Gefälle zu schaffen, als die Geografie hergibt, ohne die vor- und nachgelagerten Laufkraftwerke negativ zu beeinflussen.
Aktuell stehen eine Grossrevision und Bauarbeiten an. Was wird genau gemacht?
Um den Weiterbetrieb des Wasserkraftwerks KRS bis Ende Konzessionsdauer im Jahr 2070 sicherzustellen, müssen in den nächsten Jahren primär aus Gründen der Betriebsfähigkeit und Sicherheit die Maschinengruppen, Leittechnik, Generatoren Kühlung sowie elektrotechnischen Anlagen grundlegend saniert oder ersetzt werden.
Die Grossrevision startet 2023 und dauert bis 2027. Wir legen jedes Jahr eine der vier Maschinen still- und trocken, demontieren dann die Maschinen komplett, reinigen, überprüfen den Zustand und sanieren und reparieren wo nötig.
Parallel bauen wir ein Kühlwasserhaus für die neue Generatorkühlung. Auch das bestehende Rechenreinigungssystem ersetzen wir durch ein neues, leistungsfähigeres System - mit einer neuen Rechenreinigungsmaschine und einem neuen Oberwasserdammbalkenkran. Zur Geschwemmselentsorgung setzen wir Abrollcontainer ein. Sie werden auf der neuen, stärkeren Containerplattform vorgelagert. Man muss sich vorstellen: Es kann manchmal so viel Schwemmholz aufgestaut werden, dass es mit der Rechenreinigungsmaschine mehrmals täglich aus den Maschinenrechen entfernt werden muss. Lastwagen transportieren das Schwemmholz anschliessend ab.
Wo liegt für Sie persönlich die grösste Faszination in der Wasserkraft?
Ich beschäftige mich seit über 30 Jahren mit Energie und Wasserkraft und weiss, dass jedes Wasserkraftwerk einmalig ist: Wo liegt es, woher kommt das Wasser, welche Abhängigkeiten bestehen? Möglicherweise sind innerhalb eines Kraftwerks sogar unterschiedliche Maschinen installiert, jede mit ihren Eigenheiten und Charakterstärken – das macht es spannend.