Plangespräch mit Stefan Buchmann, AEW
Der Projektleiter bei der AEW über eine nachhaltige Lösung, steinharte Herausforderungen und einen gelungen Abschluss.
«Die Wärmezentrale Chloosfeld ist Meilenstein auf dem Weg zur Nachhaltigkeit»
Eindrücklich nachhaltig
1.2 Millionen m3 Erdgas eingespart
pro Jahr
1000 Haushalte mit nachhaltiger Wärme versorgt
Augarten/Weiherfeld
10 Millionen Budget
Im Westen von Rheinfelden hat die AEW Energie AG für Rheinfelden einen bedeutenden Schritt in Richtung Nachhaltigkeit gemacht: Im Dezember wurde die neue Wärmezentrale nach anderthalb Jahren Bauzeit in Betrieb genommen. Mindestens 85 Prozent der Wärmeenergie wird CO2-neutral erzeugt. Durch die Holzfeuerungen in der neuen Zentrale wird 1,2 Millionen Kubikmeter Erdgas rund 2800 Tonnen CO2 eingespart – pro Jahr. Die Wärmezentrale Chloosfeld ist somit mehr als nur eine Energiequelle; sie ist ein Symbol für die Bemühung um für eine nachhaltigere Energieversorgung der rund 14 000 Menschen in Rheinfelden. Wir freuen uns, dass wir hier einen grossen Beitrag leisten durften.
Herausforderungen Covid 19 und Sandstein
Bis der erste Kubikmeter Holzschnitzel in der Anlage verbrannt werden konnte, war es ein langer Weg. Stefan Buchmann, Projektleiter bei der AEW erinnert sich: «Die Realisierung des Projekts war nicht ohne Herausforderungen. Wir kämpften mit Lieferengpässen wegen der COVID-19-Pandemie und trafen auf geologische Herausforderungen, die uns – trotz vorgängiger Gutachten – Kopfzerbrechen machten». So verlief die Unterstossung der Baslerstrasse nicht vollständig nach Plan, weil die Gesteinsschichten die Maschinen zu Umwegen zwangen. Nicht auf Granit, aber doch auf Sandstein bissen die Maschinen auch für die Unterkellerung des Vorplatzes für die Holzschnitzellager. «Es war hart – im wahrsten Sinne des Wortes», so Buchmann.
Ein grosser Schritt Richtung Nachhaltigkeit
Mit der neuen Produktionsanlage Chloosfeld, gibt es in Rheinfelden nun total sieben Wärmezentralen die erneuerbare Energie produzieren. Die alte Wärmezentrale beim Schulhaus Augarten wird aufgelöst. Weshalb? Stefan Buchmann erklärt: «Die Gaskessel waren am Lebensende. Am günstigsten wäre natürlich ein Ersatz der Gaskessel gewesen. Aber das hätte unser Ziel, fossile Energie mit erneuerbarer zu ersetzen, nicht unterstützt. Ausserdem stiessen wir auch platztechnisch an die Grenzen: Holzkessel, die zugehörigen Filteranlagen und Schnitzellager benötigen sehr viel mehr Platz als Gaskessel, wir hätten am alten Standort für diese Lösung einfach keinen Platz gehabt.»
Redundantes System für alle Fälle
Die neue Anlage am Standort am Weidenweg läuft mit zwei Holzschnitzelöfen und redundant mit Ölheizkesseln. Öl und Nachhaltigkeit scheinen auf den ersten Blick widersprüchlich – wie lässt sich das vereinbaren? Öl wird nur für kurze Zeitspannen benötigt, wenn die Holzschnitzelheizung gewartet werden muss oder zur Spitzenlastdeckung. Zum Beispiel, wenn es eine Woche lang tiefe Minustemperaturen hat, unterstützen die Ölheizungen. „Wir wissen, dass der Einsatz von Öl hinsichtlich Nachhaltigkeit nicht die beste Variante ist. Allerdings haben wir diesen Kompromiss oder auch Spagat zwischen Nachhaltigkeit und bestmöglicher Energieversorgung gut durchgerechnet. Mindestens 85% der Energiegewinnung ist vertraglich zugesichert durch erneuerbare Energie.
«Die Wärmeverbunde haben in ihren Perimetern Potenzial zum Ausbau. Dieses werden wir sicher nutzen» Stefan Buchmann
Architektur kommt gut an
Dieses Gebäude ist ein Novum für uns, sonst haben wir vielfach reine Zweckbauten realisiert. Ich bin sicher, dass die ansprechende Architektur – ein Mix aus Holz und Sichtbeton – geholfen hat, dass die Akzeptanz gross ist“, sagt Buchmann. Dass das Ergebnis so ist, wie wir es jetzt kennen, war nicht immer sicher. Zum Beispiel als es hiess, der Sichtbeton mit seinem geplanten Fugenbild wäre nicht realisierbar. „Die Keller Bauingenieure haben sich sehr für die Interessen der Bauherrschaft eingesetzt. Nur ihrer Beharrlichkeit ist es zu verdanken, dass die Fassade wie geplant umgesetzt werden konnte.“ Ein grosses Dankeschön geht auch an die Anwohnerinnen und Anwohner für ihre Geduld. «Sie hatten einiges zu ertragen während der Bauphase», so Buchmann. Zum Teil war es sehr laut – harter Fels, der abgespitzt und eine Baugrube, die vor eintretendem Wasser geschützt werden musste – mit Spundwänden, die in den Boden gerammt wurden.
Blick in die Zukunft
Wird die AEW den Wärmeverbund weiter ausbauen und die Energieversorgung in der Region kontinuierlich zu verbessern? «Die Wärmeverbunde haben in ihren Perimetern Potenzial zum Ausbau. Dieses werden wir sicher nutzen», so Buchmann. Ob es in Rheinfelden weitere Wärmezentralen geben wird, ist noch nicht spruchreif. Buchmann fasst zusammen: «Das Projekt Wärmezentrale Chloosfeld ist ein Beispiel dafür, wie wir durch Innovation, partnerschaftliche Zusammenarbeit und den Einsatz für Nachhaltigkeit die Energieversorgung für kommende Generationen sichern und einen Beitrag zur Erreichung der Energiestrategie 2050 leisten können.»