Nachhaltigkeit im Bauwesen: Illusion oder machbar?
Nachhaltigkeit beschäftigt uns Ingenieure und Planer seit geraumer Zeit. Weil wir schon in der Planungsphase und sehr früh mit allen Akteuren im Austausch sind, wirken wir aktiv an den Gebäuden mit. Damit tragen wir auch Verantwortung.
Wir fragen uns als Bauingenieure: Was bedeutet Nachhaltigkeit im Bauwesen?
Und wo sehen wir Herausforderungen & Chancen für die Zukunft.
In den kommenden Monaten nähern wir uns den Themen an.
Warum sollten wir uns mit nachhaltigem Bauen beschäftigen?
Laut dem Bundesamt für Umwelt (BAFU) verursachen Gebäude etwa 24 % der gesamten Treibhausgasemissionen der Schweiz. Zudem entfallen rund 45 % des Energieverbrauchs auf den Bau und Betrieb von Gebäuden. Die Baubranche trägt auch erheblich zur Abfallproduktion bei, indem sie über 80 % des gesamten Abfalls in der Schweiz generiert.
Wir haben also im nachhaltigen Bauen einen Hebel.
Aber was genau bedeutet Nachhaltigkeit für ein Bauingenieurbüro wie Keller Bauingenieure?
Nachhaltigkeit umfasst aus unserer Sicht nicht nur energieeffizientes Bauen, sondern auch den gesamten Lebenszyklus eines Bauwerks. Das fängt bei der Materialwahl an, geht über die Nutzung bis hin zum Rückbau. Dabei stehen wir Bauingenieure und Planer vor der Herausforderung, technische, ökologische und wirtschaftliche Aspekte in Einklang zu bringen. Wir müssen diese Aspekte gegeneinander abwägen und die effizienteste Lösung suchen.
Nachhaltigkeit im Bau ist komplex. Hier sind drei zentrale Herausforderungen:
1. Ressourcenverbrauch und CO₂-Fussabdruck: Die Herstellung von Beton und Stahl ist sehr energieintensiv. Alternativen wie Recyclingbeton oder Holz als Baustoff sind Optionen, bringen aber neue Anforderungen an Statik und Bauweise mit sich.
2. Lebenszyklusdenken statt kurzfristiger Planung: Viele Gebäude werden für eine bestimmte Nutzung geplant – doch was passiert nach 30 oder 50 Jahren? Wir brauchen hier einen neuen Blick auf Konzepte, die von Anfang an flexible Nutzung ermöglichen und sich "einfach" rückbauen lassen.
3. Kostendruck und Umsetzbarkeit: Nachhaltige Materialien und Technologien sind leider oft teurer in der Anschaffung. Wir müssen die Bauherrschaft und Investorinnen überzeugen, dass sich das lohnt - zum Beispiel weil die Betriebskosten kleiner sind.
Chancen für nachhaltige Ingenieurbauwerke
Trotz der Herausforderungen bieten sich viele Möglichkeiten für eine nachhaltigere Bauweise:
- Neue Materialien & Bauweisen: Fortschritte in der Materialforschung – hier ist die EMPA beispielsweise im Lead - ermöglichen den Einsatz von umweltfreundlicheren Baustoffen wie Recyclingbeton, Holz-Hybrid-Konstruktionen oder CO₂-reduziertem Zement.
- Digitale Planung & Optimierung: Durch BIM kann der gesamte Lebenszyklus eines Gebäudes simuliert und nachhaltiger gestaltet werden – von der Ressourcenplanung bis zum Energiemanagement.
- Alternative Energien nutzen: Nachhaltige Gebäude setzen auf Solartechnik, Wärmepumpen und innovative Dämmtechniken.
- Nachhaltig bauen ist ein Verkaufsargument: Immer mehr Bauherrinnen setzen auf Nachhaltigkeit – sei es wegen Vorgaben oder weil sie Verantwortung übernehmen. Gebäude, die nach nachhaltigen Kriterien geplant und gebaut werden, positionieren sich am Markt.
Und wo setzen wir an?
Unser Ansatz
1. Wir planen ganzheitlich und berücksichtigen den ganzen Lebenszyklus eines Bauwerkes.
2. Wir machen Bauherrschaft und Investoren auf nachhaltige Bauweisen aufmerksam.
3. Wo immer möglich, setzen wir auf umweltfreundliche Materialien.
4. Wir suchen Lösungen, die wirtschaftlich tragfähig sind und
5. Echten Mehrwert für Bauherrschaft und Nutzende schaffen.
6. Innovative digitale Methoden wie BIM helfen, langfristig zu planen und Ressourcen zu schonen.